Dienstag, 10. April 2012

LES MISERABLES - skulmusikalen Eid vgs 11/12 (MRN)

"Do you hear the people sing? Singing a song of angry men? It is the music of a people, who will not be slaves again! When the beating of your heart, echoes the beating of the drums; there is a life about to start, when tomorrow comes!"


Ein Teil von mir befindet sich immer noch im Frankreich des 19.Jahrhunderts, denn dort habe ich quasi den ganzen letzten Monat verbracht. Wovon ich rede? Von unserem Schulmusical „Les Misérables“! Seit meinem ersten Tag in Eid, das im verregneten Westen Norwegens liegt, hat mich das Schulmusical und die Gruppe, die dahinter steht, begleitet. Und nun, nach drei wirklich sehr erfolgreichen Shows, ist auf einmal alles vorbei. Aber ich will nicht mit dem Ende beginnen!

Es war mein 1. Schultag an der Eid vidaregåande skule und ich kannte absolut niemanden. Die ersten neugierigen Norweger kamen, stellten sich vor und stellten mir Fragen wie „Was machst du hier in Norwegen?“, „Wie lange bleibst du hier?“ und „Wo in Deutschland wohnst du?“, bis ploetzlich Siri kam. Siri ist ein ein zierliches Maedchen mit braunen Haare, gut einen Kopf kleiner als ich, nicht schuechtern, aber auch nicht extrovertiert. „Hei hei! Ich heisse Siri. Hast du Lust beim Schulmusical mitzumachen?“. Okay, Kopf sortieren und Durchblick bewaren. Eines lernt man als AFS-Austauschschueler sehr schnell: Wenn du gefragt wirst, ob du Lust hast bei etwas dabei zu sein...sag NIEMALS nein; auch wenn es nicht unbedingt deine Lieblingsaktivitaet ist. Musical war etwas total Neues fuer mich. Ich schrieb meinen Namen also auf eine Liste am Schwarzen Brett, auf der dick und fett Audition stand. Erneut Verwirrung. Von Deutschland war ich es gewohnt, dass fuer Schultheaterstuecke immer verzweifelt nach freiwilligen Schuelern gesucht wird, und hier muss man zu einer Audition? Die Antwort ist ja, denn meine Schule ist fuer die Schulmusicals sehr bekannnt, und haben eine gewisse (ziemlich gute!) Qualitaet – das wusste ich zu dieser Zeit noch nicht.



Ich lernte also innerhalb von 24h einen Monolog in trauriger und gluecklicher Weise und musste diesen dann bei der Audition im Opernhaus, welches an die Schule angeschlossen ist, vor dem professionellen Regisseur und Dirigenten Michael Pavelich und der Inspizentin Gislaug vortragen. Anschliessend war singen angesagt, dann folgten die Tonleiter und schon war ich fertig. Michael war positiv und versicherte mir quasi eine Rolle. Michael kommt uebrigens aus den USA und spricht deshalb 90% Englisch, und ab und an auch Norwegisch, was manchmal wirklich sehr lustig ist („This is a gjennomgang, not a rehearsel“)! Nach der Audition begann die Wartezeit. Wir trafen uns jeden Dienstag zur MDD-Stunde (Wahlfach: Music, Dance, Drama) und bereiteten uns auf das Musicalspielen vor (Schauspieltheorie, Gesangstechniken, Gebrauch der vollen Stimme, Mimik, Stimmaufwaermung, etc.).


Nach den Herbstferien stand es dann fest: Mitte Maerz sollte, basiert auf dem gleichnamigen Romans von Victor Hugo, „Les Misérables“ aufgefuehrt werden; eines der weltweit dramatischsten, schwierigsten, erfolgreichsten und laengstaufgefuehrten Musicals.


Revolution, Versoehnung und natuerlich Liebe sind die Hauptthemen dieses Musicals. Die Hauptfigur ist Jean Valjean, ein Strafgefangener, der waehrend seiner Bewaehrungszeit flieht, sich als Buergermeister ausgibt, und somit seine wahre Identiaet versteckt. Der Polizeiinspektor Javert wird darauf angesetzt, Valjean wieder zu finden. Die kranke, arme und alleinstehende Mutter wird gezwungen als Prostituierte zu arbeiten, um fuer ihre Tochter Cosette sorgen zu koennen. Nachdem Fantine stirbt, adoptiert Valjean Cosette als seine Tochter, die sich spaeter in den jungen, revolutionaeren Studenten Marius Pontmercy verliebt. Eponine ist die junge Tochter des betruegerischen und gemeinen Ehepaars Thénardier und ebenfalls hoffnungslos in Marius verliebt. Gavroche, ein Strassenjunge, will unbedingt der revolutionaeren Studentengruppe helfen, die von Enjolras angefuehrt wird, der fuer die Freiheit der unterdrueckten, dritten Klasse in Frankreich kaempfen will. Zusaetzlich gab es ein Ensemble aus Prostituierten, Bettlern, Fabrikarbeitern, Studenten und anderen. Wir waren insgesamt 33 Schueler auf der Buehne.


Wir waren die erste weiterfuehrende Schule in Norwegen, die dieses Projekt auf Englisch ‚in Angriff nahm‘. Waehrend wir fuer die Winterabschlussfeier uebten, begannen wir dann die ersten grossen Chor-Lieder einzusingen, denn nach den Weihnachtsferien sollten die Proben richtig beginnen, und das war ein kleiner Schock. Ab Januar bis Mitte Februar hatten wir jede Woche fuenf Stunden Probe, plus ein Proben-Wochenende. Ab Ende Februar bis zur Premiere am 16.Maerz hatten wir dann jeden Tag (!) drei bis sechs Stunden Probe und ein Proben-Wochenende. Ein normaler Tag sah dann in etwa so aus: Fruestueck, Schule bis etwa 14.30 Uhr, eine Stunde Hausaufgaben machen, kurz entspannen, „Abendessen“ um 16 Uhr und dann je nach dem drei bis sechs Stunden Probe, heimkommen, schlafen.


Der ein oder andere mag jetzt vielleicht immer noch denken, dass das „ja nur ein Schulmusical war“, aber nein, das war es nicht. Wir entwickelten uns alle durch theoretischen und praktischen Gesangs-und Schauspielunterricht in dieser Zeit so sehr weiter, bekamen Kostueme vom Opernhaus, hatten Licht-, Ton-, Kostuem-, Requisiten-, Make-Up-, und Orchesterproben und immer mal wieder wurde die Anzahl der verkauften Tickets gecheckt. Wir hatten drei Vorstellungen im Opernhaus mit insgesamt 1100 verkauften Karten, was etwa 2,5 ausverkaufte Shows bedeutete. Fuer „nur ein Schulmusical“ enorm.

Am 16. Maerz war dann Premiere-Freitag. Wir mussten morgens nicht in die Schule, um zu entspannen und ruhig zu bleiben. Um 16 Uhr trafen wir uns, halfen uns gegenseitig mit dem Make Up und zogen unsere Kostueme an. Wir meditierten alle zusammen auf dem Buehnenboden und waermten unsere Stimmen auf. Die ersten Leute kamen in das Foyee, und dann ging es endlich los...Es ist ein unglaubliches Gefuehl, wenn man die ersten Takte dieses Musicals hoert. Ich kann das auch nicht in Worte fassen, aber es war einfach fantastisch.

Das Publikum und die Medien waren anscheinend der selben Meinung. Wir waren zwei Stunden live im Radio, gaben Radiointerviews nach den Shows, diverse Zeitungen in Norwegen berichteten ueber uns , das Publikum kam nicht nus aus unserer Fylke (Bundesland) angereist, sondern auch aus Oslo, Trondheim und Bergen, nur um uns zu sehen. Drei Vorstellungen mit Standing Ovation, eine Standing Ovation sogar nach einem Solo, zu Traenen (!!!) geruehrtes Publikum in der Pause und nach der Show, wir bekamen Rosen uueberreicht, manche Zuschauer konnten das Gesehene nicht in Worte fassen, also kurz gesagt: Wir waren ueberragend und besser als erwartet. Natuerlich haben wir Fehler gemacht, und ich mag hier wohl eine Lobrede an unsere Produktion schreiben, aber meine Gasteltern meinen, dass das voellig in Ordnung geht, da es einfach der Wahrheit entspricht.

Es war wirklich eines der besten Erlebnisse in meiner ganzen Norwegen Zeit. Ich habe noch einmal in kurzer Zeit einen total neuen Freundeskreis gefunden, und auch nach den Shows wollen wir alle weiter in Kontakt bleiben. Besonders gut habe ich mich natuerlich mit den Maedels in meiner Garderobe verstanden. Wir haben Kostueme in 1min gewechselt, uns ermutigt, uns locker gemacht und zusammen vor Freude geweint. Dieser ganze Prozess hat uns „Musical-Gang“ eben so sehr zusammengeschweisst, dass uns das Verabschieden und Danken am letzten Tag wirklich sehr schwer gefallen ist, und dem entsprechend viele Traenen geflossen sind. Ich werde die ganze Gruppe, unsere Proben und die Shows wirklich sehr vermissen, doch naechstes Jahr wird es wieder ein Musical geben, und wenn ich die Erlaubnis meiner deutschen Schule bekomme, bin ich fuer backstage-Arbeit und Make Up engagiert, juhu
J
!

Da ich keine Videos online stellen darf, empfehle ich nun der ganzen MRN sich die CD zu kaufen, oder einen Kurztrip nach London zu planen, um dort live das Musical zu sehen. Es lohnt sich, die Musik ist fantastisch und die Geschichte sehr beruehrend und mitreissend.

Eure mitgerissene und momentan sehr Les Mis-leidenschaftliche

Laura
J

Bilder folgen, hier aber ein Video des Originales:

1 Kommentar:

  1. hallo laura,
    ich halte ein referat über norwegen.habgesehen das du ein video über früstück hastkanns leider nich anschauen :( was essen norweger denn zuum frühstück???

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